FLZ Fragebogen zur
Lebenszufriedenheit | ||
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Autoren |
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Jochen Fahrenberg Michael Myrtek Jörg Schumacher Elmar Brähler |
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Quelle |
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Fahrenberg, J., Myrtek, M., Schumacher, J. & Brähler, E.
(2000). Fragebogen zur Lebenszufriedenheit (FLZ). Handanweisung.
Göttingen: Hogrefe. |
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Vorgänger-/ |
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Fahrenberg, J., Myrtek, M., Wilk, D., Kreutel, K. (1986).
Multimodale Erfassung der Lebenszufriedenheit: Eine Untersuchung an
Koronarkranken. Psychotherapie
Psychosomatik Medizinische Psychologie, 36, 347–354. (Ursprüngliche
Fassung mit acht Skalen.) |
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Anwendungsbereich |
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Der FLZ ist ein Fragebogen für Jugendliche und Erwachsene (von
14 Jahren bis ins hohe Alter). Er kann in der klinischen Diagnostik und
bei anderen Aufgaben des psychologischen Assessment zur Erfassung der
globalen Lebenszufriedenheit und der bereichsspezifischen
Lebenszufriedenheit in zehn Lebensbereichen eingesetzt werden.
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Bearbeitungszeit |
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Der FLZ benötigt für die 70 Items ca. 5 bis 10
Minuten. |
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Kurzbeschreibung |
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Mit Lebenszufriedenheit ist hier die individuelle Bewertung der
vergangenen und gegenwärtigen Lebensbedingungen und der
Zukunftsperspektive gemeint. Der standardisierte Fragebogen ermöglicht es,
die individuelle Zufriedenheit in zehn Lebensbereichen zu erfassen und mit
bevölkerungsrepräsentativen Normen zu
vergleichen. |
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Theoretischer
Hintergrund |
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Der Begriff der Lebenszufriedenheit hat eine allgemeine Grundlage
in philosophisch-anthropologischen Wesensbestimmungen des Menschen. Der
empirische Kontext ist aus den psychologischen und
sozialwissenschaftlichen Studien über globale und bereichsspezifische
Lebenszufriedenheit (life satisfaction), subjektives Wohlbefinden
(well-being) und
Lebensqualität (quality of life) zu erkennen. Lebenszufriedenheit ist ein
nur vage definiertes Konzept, bei dem verschiedene methodische
Schwierigkeiten zu nennen sind: Semantische Akzentuierung (z.B.
Wohlbefinden, allgemeine Lebensqualität, Glück), Bezugssystem (intra- oder
interindividuell vergleichend), Umfang (globale Lebenszufriedenheit oder
Differenzierung nach Bereichen), Perspektive (bilanzierend, rückblickend
oder gegenwartsbezogen), Zielsetzung (z.B. individuelle Beratung
oder Therapie versus Sozialindikatorenforschung) und Methode (z.B. freie
Selbstschilderung, normierte Fragebogen). Häufig werden
Lebenszufriedenheit, Subjektives Wohlbefinden und Lebensqualität
gleichgesetzt. Einigkeit besteht jedoch, daß kognitive (bilanzierende) und
affektive Komponenten aller Lebensbereiche (z.B. Gesundheit, psychische
Stabilität, soziale Beziehungen, etc.) zur Lebenszufriedenheit beitragen
können. Die Skalenwerte des FLZ repräsentieren Selbstbeurteilungen von
Personen, die hier eine subjektive Bilanzierung verschiedener Erfahrungen
und Bewertungen geben. Die Differenzierung in zehn Bereiche wurde deduktiv
vorgenommen und dann durch faktorenanalytische Befunde gerechtfertigt
worden. Diese Konzepte sind in den Selbstbeurteilungen der
Durchschnittsbevölkerung vorhanden.. Ausgeklammert wurden Bereiche
sozialer Einstellungen wie die Zufriedenheit mit Politik, Gesellschaft,
Institutionen, Parteien, Kirchen usw. |
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Bezug zur
Psychotherapie |
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Aus der Literatur sind zahlreiche Arbeiten zur
Lebenszufriedenheit mit Bezug zu klinischen Fragestellungen bekannt (siehe
Fahrenberg et al. 2000, Myrtek, 1998). In allen Untersuchungen wurde ein
substantieller Zusammenhang zwischen Unzufriedenheit mit dem Leben und
Neurotizismus bzw. Depression nachgewiesen (mittlere Korrelation etwa bei r = 0.30). Der
Gesundheitszustand ist vermutlich der wichtigste Faktor der allgemeinen
Lebenszufriedenheit. Die Zufriedenheit ist bei Personen mit objektiven
körperlichen Behinderungen oder funktionellen Beeinträchtigungen im
Vergleich zu Gesunden vermindert. Unzufriedene suchen häufiger einen Arzt
auf und begeben sich auch öfter in psychotherapeutische Behandlung. Eine
aktive Gestaltung der Freizeit (Hobby, Veranstaltungen, Vereine,
körperliche Aktivitäten) korreliert mit Lebenszufriedenheit. Mangelnde
Kontrolle des Eßverhaltens, Alkohol-, Tabak- und Drogenkonsum sind mit
größerer Unzufriedenheit verknüpft. Die Lebenszufriedenheit von
Herz-Patienten erhöhte sich im Verlauf eines Heilverfahrens, nahm später
aber wieder ab (Myrtek, 1987, 1998). Bemerkenswert war der Zusammenhang
zwischen Zufriedenheit und Angina pectoris, Infarktsymptomatik und
tatsächlicher Arbeitsfähigkeit. Lebenszufriedenheit war hier eine wichtige
Moderatorvariable für den Erfolg der
Rehabilitation. Differentiell-psychologisch und biographisch wäre die Gewichtung und die
kompensatorische Beeinflussung dieser Bilanzierungen in Abhängigkeit vom
Alter oder von besonderen Lebensereignissen, Krankheiten usw. zu erkunden.
Die Dynamik von Anpassung und antizipierter Veränderungsmöglichkeit (siehe
Typisierungsversuch von Bruggemann, Groskurth & Ulich, 1975) entzieht
sich allerdings weitgehend einer Fragebogenuntersuchung (Fahrenberg et
al., 1986). |
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Entwicklung des
Tests |
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Der
FLZ entstand in einem Forschungsprojekt über die psychologische und
medizinische Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Patienten (Fahrenberg,
Myrtek, Wilk & Kreutel., 1986), wurde aber nicht als Test publiziert.
Erst die Repräsentativerhebung (Brähler & Richter, 1995; Schumacher,
Laubach & Brähler, 1995, Schumacher, Wilz & Brähler, 1997) schuf
die notwendige empirische Basis für die Überprüfung der Skalenkonstruktion
und die Normierung, denn die Lebenszufriedenheit ist vom Lebensalter und Geschlecht
stark beeinflußt. Die erste Untersuchung war multimodal angelegt und ergab eine
hinreichende Konvergenz der verschiedenen Operationalisierungen
(Fahrenberg et al., 1986). Nur die FLZ-Skalen hatten Veränderungen während
des Rehabilitationsverfahrens erfaßt. Viele Patienten waren sehr
zurückhaltend, über ihre Ehe/Partner-Beziehungen Auskünfte zu geben und
würden insgesamt die schriftliche Form
bevorzugen. Der FLZ umfaßte ursprünglich nur acht Bereiche: Gesundheit;
Arbeit und Beruf; Finanzielle Lage; Freizeit und Hobby; Ehe und
Partnerschaft; Beziehung zu den Kindern; Eigene Person; Sexualität. Die
heutige Form entstand durch Hinzufügen der zwei Skalen Freunde, Bekannte, Verwandte und
Wohnung (Schumacher et al.,
1995).
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Aufbau und
Auswertung |
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Der FLZ hat zehn Skalen mit je sieben Items und einem Summenwert
FLZ-SUM als Index der allgemeinen Lebenszufriedenheit. Die Summation
erfolgt jedoch, da relativ viele Personen die Skalen Arbeit und Beruf, Ehe und
Partnerschaft sowie Beziehung
zu den eigenen Kindern unbeantwortet lassen, nur über die
verbleibenden sieben Skalen. Itembeispiele
sind: Gesundheit „Mit
meinem körperlichen Gesundheitszustand bin ich
...“ Arbeit
und Beruf „Mit
meiner Position an meiner Arbeitsstelle bin ich
...“ Finanzielle
Lage „Mit
dem was ich besitze, bin ich ...“ Freizeit „Mit
dem Erholungswert meiner Feierabende und meiner Wochenenden bin ich
...“ Ehe
und Partnerschaft „Mit
dem Verständnis, das mir mein(e) (Ehe-) Partner(in) entgegenbringt, bin
ich ...“ Beziehung
zu den eigenen Kindern „Wenn
ich daran denke, wie meine Kinder und ich miteinander auskommen, bin ich
...“ Eigene
Person „Mit
meinen Fähigkeiten und Fertigkeiten bin ich
...“ Sexualität „Wenn
ich daran denke, inwiefern mein Partner und ich in der Sexualität
harmonieren, bin ich ...“ Freunde,
Bekannte, Verwandte „Mit
dem Kontakt zu meinen Verwandten bin ich ...“ Wohnung „Mit
den Ausgaben (Miete bzw. Abzahlung) für meine Wohnung bin ich
...“ Die Items sind auf Skalenstufen von (1) sehr zufrieden bis (7) sehr unzufrieden zu beantworten.
Die Auswertung kann durch Schablonen vorgenommen werden. Zur
computer-unterstützten Anwendung (Dateneingabe am PC) und Auswertung ist
ein Modul verfügbar. |
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Gütekriterien |
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Objektivität:
Der
FLZ hat als standardisierter Fragebogen eine hohe Durchführungs- und
Auswertungs-Objektivität.
Reliabilität: Die
an der Normierungsstichprobe berechneten Konsistenzkoeffizienten
(Cronbach's Alpha) liegen zwischen 0.82 und 0.94. Zur Retest-Reliabilität des
neuen FLZ liegen noch keine Untersuchungen vor (Koeffizienten für die
erste Version siehe Handanweisung). Validität:
Mehr
als bei vielen anderen Fragebogen muß hier die Bedeutung der inhaltlichen
und logischen Validität unterstrichen werden. Da es sich immer um eine
subjektive Bilanzierung handelt, ist kaum zu begründen, wie diese
Selbstbeurteilungen am Verhalten einer Person, an ihren objektiven
Lebensbedingungen oder am Urteil von Bezugspersonen gemessen werden
können. Auch unter schwierigsten äußeren Lebensbedingungen oder bei
schweren chronischen Krankheiten können einige Menschen einen Grad von
(relativer) Zufriedenheit äußern, der fast unverständlich erscheinen mag.
Trotz dieser grundsätzlichen Vorbehalte bleibt es wichtig, möglichen
Validitätshinweisen durch empirische Kriterienkorrelationen
nachzugehen. In
der Handanweisung sind die zahlreichen Beziehungen zwischen FLZ-Skalen und
soziodemographischen Merkmalen sowie anderen Fragebogenskalen dargestellt
worden: u. a. zum Lebensalter, zum Geschlecht, zur Einkommensgruppe, zum
Status als Arbeitsloser, aber auch zur Parteipräferenz und zur Konfession.
Zwischen FLZ-Skalenwerten und Persönlichkeitsmerkmalen wie Emotionalität
(FPI-R), sozialer Resonanz, positiver Grundstimmung und sozialer Potenz
(GT), mit der Häufigkeit körperlicher Beschwerden (FBL-R, GBB), dem
erinnertem Erziehungsstil der Eltern (FEE) und der Ausprägung
interpersonaler Probleme (IIP) bestehen deutliche Zusammenhänge. Weiterhin
gibt es Korrelationen mit sozialer Schicht, körperlichen Beschwerden,
Neurotizismus, Schlafstörungen, Krankenhaus- und Kuraufenthalten, Zahl der
Operationen, Arztbesuchen, Einnahme von Medikamenten und Berentung. Die
Zufriedenheit verändert sich in den Lebensbereichen mit zunehmendem Alter
unterschiedlich. Ältere sind im Vergleich zu den Jüngeren mit den Finanzen
zufriedener, mit der Gesundheit unzufriedener. Bemerkenswert sind die
Unterschiede der Zufriedenheit zwischen Ost- und
Westdeutschen. |
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Normen |
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Es liegen aufgrund einer bevölkerungsrepräsentativen Erhebung
Normen von 2870 Personen vor. Die Normen sind nach
Geschlechtszugehörigkeit und sieben Altersgruppen
gegliedert. |
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Literatur |
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Brähler, E. & Richter, H.-E. (1995). Deutsche Befindlichkeit im
Ost-West-Vergleich. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung. Aus Politik
und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament (29. September
1995), B 40–41/95, S. 13–20. Bruggemann, A., Groskurth, P. & Ulich, E. (1975). Arbeitszufriedenheit. Bern:
Huber. Fahrenberg, J., Hampel, R. & Selg, H. (2001). Das Freiburger Persönlichkeitsinventar
FPI-R. Handanweisung 7.Auflage. Göttingen:
Hogrefe. Myrtek, M. (1987). Life satisfaction, illness behaviour, and
rehabilitation outcome: Results of a one year follow-up study with cardiac
patients. International Journal of
Rehabilitation Research, 10,
373–382. Myrtek, M. (1998). Gesunde
Kranke – kranke Gesunde. Psychophysiologie des Krankheitsverhaltens.
Bern: Huber. Myrtek, M., Kreutel, K., Wilk, D., Welsch, M. & Herzog, M.
(1987). Lebenszufriedenheit und Rehabilitationsverlauf. Eine Untersuchung
an Herz-Kreislauf-Patienten. Rehabilitation, 26,
11–19. Schumacher, J., Laubach, W. & Brähler, E. (1995). Wie zufrieden
sind wir mit unserem Leben ? Soziodemographische und psychologische
Prädiktoren der allgemeinen und bereichsspezifischen Lebenszufriedenheit.
Zeitschrift für Medizinische
Psychologie, 4, 17-26. Schumacher, J., Wilz, G. & Brähler, E. (1997).
Zum Einfluß dispositioneller Bewältigungsstrategien auf Körperbeschwerden
und Lebenszufriedenheit im Alter. Zeitschrift für Gerontologie und
Geriatrie, 30,
338–347. |
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Autor des
Beitrags |
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Prof. Dr. Jochen Fahrenberg Abteilung Persönlichkeitspsychologie
Psychologisches Institut Universität Freiburg D
79085 Freiburg i. Br. eMail:
fahrenbe@psychologie.uni-freiburg.de |